Es ist keine leichte Aufgabe, die Essens Pressesprecher Tillmann Radix am Freitagabend hatte. Fans und Journalisten verlangten natürlich nach Erklärungen für den schwachen Auftritt, am Ende konnte er Grund dazu überreden, sich den Fragen der schreibenden Zunft zu stellen. Wie schwer ihm dies jedoch gefallen ist, war klar ersichtlich. Hängender Kopf und Schultern, eine ganz ruhige Stimmung aus der hörbar die Enttäuschung über die vorangegangenen 90 Minuten klang. "Ich glaube, dass sich jeder vorstellen kann, wie es gerade in der Kabine aussieht", verriet der Linksverteidiger. "Alle sind enttäuscht, alle sitzen da mit gesenktem Kopf in der Kabine."
Wiedenbrück bleibt der Angstgegner
RWE hatte es zuvor schon wieder nicht geschafft gegen den Dorfklub aus Ostwestfalen zu Hause einen Sieg einzufahren. Bei sieben Gastspielen der Wiedenbrücker gelang dies ohnehin nur einmal: 3:2 gewann die Mannschaft vom damaligen Trainer Marc Fascher im Dezember 2014. Im achten Aufeinandertreffen im Stadion Essen setzte es nun die fünfte Niederlage für die Bergeborbecker. Wie es dazu kommen konnte? "Wir sind nicht aggressiv in die Zweikämpfe gekommen", suchte Grund nach einer Erklärung. "Wir waren einfach nicht aggressiv genug, um Wiedenbrück gefährlich zu werden und Torchancen herauszuarbeiten." Eine mögliche Erklärung ließ er nicht gelten: die Englische Woche mit drei Partien in sechs Tagen. "Natürlich sind wir müde, aber das ist keine Ausrede. Wir müssen zu Hause gegen Wiedenbrück gewinnen."
Dass dies nicht gelang, war eine Folge der derzeit schwächelnden Defensivarbeit. Nicht einmal eine Minute nach dem Ausgleich, des zur Halbzeit eingewechselten Kamil Bednarski, konnte Wiedenbrück durch Viktor Maier die erneute Führung erzielen. Grund: "Wir sind nicht in der Lage das Unentschieden in dem Moment zu halten und kriegen direkt den Gegentreffer. So wird es dann schwierig."
Schwierig dürfte es auch in den kommenden Tagen werden, schließlich wartet auf die Essener die nächste Englische Woche. Am Mittwoch reisen die Essener zum Landesligisten Kleve, dort steht die zweite Runde im Niederrheinpokal an, Samstag ist dann das nächste Heimspiel gegen Wegberg-Beeck. Unabhängig von Kraft und Frische eigentlich zwei Pflichtsiege für den RWE, doch nach Freitagabend scheint alles möglich. Grund gibt sich diesbezüglich dennoch kämpferisch: "Ich habe hier schon ein paar Mal eine solche Situation erlebt. Wichtig ist es, nicht den Kopf hängen zu lassen und weiter zu arbeiten. Dann kommen wir da auch wieder raus. Wir müssen aufstehen und weitermachen."